Für bessere Akzeptanz setzt die Windbranche in Zukunft auf mehr Dialog und Beteiligung

Die Ergebnisse einer Umfrage unter Projektentwicklern und Akteuren der Windenergie-Branche zeigen, dass der Öffentlichkeitsarbeit zukünftig eine größere Bedeutung eingeräumt wird. Die Berliner Kommunikationsagentur Diskurs Communication GmbH erhob im ersten Quartal des Jahres Erfahrungswerte der Branchenexperten zur Akzeptanz und Kommunikation von Windenergieprojekten an Land.

Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer gab an, dass sie für bessere Akzeptanz von Windenergieanlagen eine Öffentlichkeitsbeteiligung für notwendig halten, die deutlich über das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß an Information und Beteiligung hinausgeht. Nur 14 Prozent der Befragten richten die Öffentlichkeitsbeteiligung bisher lediglich an den gesetzlichen Mindestvorgaben aus und planen das auch so beizubehalten.

Die Errichtung neuer Windenergieanlagen wird häufig von Gegeninitiativen begleitet. Deutlich mehr als die Hälfte der befragten Windenergieexperten gab an, dass ihre laufenden Projekte oder Projekte in der Vergangenheit bereits von Verzögerungen durch Einsprüche im Genehmigungsverfahren betroffen waren. 44 Prozent gaben an, dass sich die Anlieger eher ablehnend gegenüber geplanten Windenergieanlagen in ihrer Umgebung verhielten. Demgegenüber haben 23 Prozent der Befragten Erfahrung mit Bürgerengagement für die Errichtung von Windenergieanlagen gemacht. Kaum Interesse seitens der Bevölkerung gab es nur bei wenigen Projekten. Die Erfahrungen zeigen, dass bei der Mehrheit der Projekte die zur Verfügung gestellten Möglichkeiten für Information, Dialog und/oder Beteiligung auch angenommen wurden.

In der Vergangenheit setzten Projektentwickler vor allem auf öffentliche Informationsveranstaltungen, um Anlieger geplanter Windenergieanlagen über die Projekte in Kenntnis zu setzen. Etwa ein Drittel der Befragten veröffentlichten Details zu den Windenergieanlagen auf den Internetpräsenzen der Unternehmen (37 Prozent), auf eigens eingerichteten Projektwebseiten (35 Prozent) oder in Rundschreiben an die Haushalte der umliegenden Kommunen. Nicht einmal die Hälfte der Experten suchte bisher den Kontakt zu den regionalen Medien für die gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Bürgerbüros als Anlaufstellen für Fragen wurden in den seltensten Fällen eingerichtet (9 Prozent).

Angaben in Prozent der Befragten

Für die Zukunft haben sich 58 Prozent der Befragten vorgenommen, die Öffentlichkeit frühzeitig über Projektvorhaben informieren. Um Gerüchten und Gegeninitiativen zuvorzukommen, planen 79 Prozent rechtzeitig den Dialog mit den Bürgern zu suchen.

Die Akzeptanz der Bürger durch die Beteiligung am Planungsprozess zu erhöhen, planen 40 Prozent der Befragten. 70 Prozent wollen den Anwohnern zukünftig sogar finanzielle Beteiligungen am entstehenden Windpark in Aussicht stellen.

Die wenigstens Experten wollen daran festhalten, Projekte so lang wie möglich geheim zu halten und Informationen weiterhin auf das gesetzliche Mindestmaß zu beschränken.

Angaben in Prozent der Befragten

„Das Bewusstsein für die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit am Projekterfolg wächst innerhalb der Branche“, beurteilt Jürgen Scheurer, Geschäftsführer der Diskurs Communication, die Umfrageergebnisse anhand seiner Erfahrung. Als Branchenexperte wirbt er seit Jahren für eine gut geplante Kommunikationsstrategie und die Einbindung einer strukturierten Öffentlichkeitsarbeit von Projektbeginn an.

„Leider glauben immer noch manche Projektentwickler den Gegenwind einfach aussitzen zu können, anstatt sich der Fragen der Anlieger anzunehmen und gewisse Bedenken aus dem Weg zu räumen. Es kursieren viele alternative Fakten zur Windenergie im Internet. Diese sollten nicht unwidersprochen bleiben. Die Projektplaner sollten reagieren und umfassend kommunizieren,“ so Jürgen Scheurer. Dafür sollten im Rahmen der Projekte von Anfang an Budgets mit personellen und finanziellen Ressourcen eingeplant werden.

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