Die Gründe für das Angebot eines öffentlichen Dialogs sind vielfältig. Sei es die Darstellung der eigenen Person in der Öffentlichkeit, um eine Anhängerschaft für die eigenen Überzeugungen zu gewinnen, die Demonstration von Transparenz und Offenheit gegenüber Stakeholdern größerer Projekte, zur Erzeugung von Vertrauen oder das Interesse an einem breiten Austausch von Ideen, Erfahrungen und Meinungen in einem echten Diskurs.
Wenn zum Dialog geladen wird, werden selten nur Fragen gestellt, die bereits freudig erwartet wurden. Wichtig ist, bei der Einführung der Dialogplattform an prominenter Stelle den Teilnehmern, den aktiven Fragestellern und Kommentierenden sowie den inaktiven Lesern, die Rahmenbedingungen des Diskurses zu skizzieren. Dazu gehören Dialogregeln, die der Einhaltung eines konstruktiven Gesprächsverlaufs dienen und die Themenbezogenheit gewährleisten sollen. Außerdem sollte der Ablauf des Kommunikationsprozesses skizziert werden, um die Erwartungshaltung der Teilnehmenden nicht zu enttäuschen. Die Dialogteilnehmer sollten nicht frustriert sein, wenn die Beantwortung nicht direkt erfolgt, aufgrund vorher notwendiger interner Absprachen oder begrenzter Ressourcen. Unrealistische Erwartungshaltungen an die Schnelligkeit und Ausführlichkeit der Beantwortung und damit verbundene Missverständnisse können so von Vornherein vermieden werden.
Die beschriebenen Vorbereitungen erleichtern die Moderation des Dialogs zudem erheblich, da Beiträge, die sich im gewünschten Ton oder Thema vergreifen, mit dem Verweis auf die Dialogregeln transparent abgelehnt werden können, ohne der Glaubwürdigkeit des Dialogangebotes zu schaden. Doch auch Fragen, die sich innerhalb der festgelegten Rahmenbedingungen bewegen, können vom Adressaten als kritisch eingestuft werden. In der Regel lassen sich diese Fragen als Chance betrachten, wenn man im Umgang mit ihnen Kommunikationsregeln beachtet. Dafür gilt es zuerst einzuordnen, warum eine Frage als kritisch beurteilt wird.
Eine öffentlich gestellte Frage kann beispielsweise als „kritisch“ eingestuft werden, wenn sie Details und Hintergründe zu öffentlichen Projekten oder politischen Themen erfragt, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden können.
Wenn zum Zeitpunkt der Fragestellung deren fundierte Beantwortung nicht möglich ist, sollte mit der ersten Reaktion dennoch nicht gewartet werden, bis die notwendigen Informationen zur Verfügung stehen. – Eine Verzögerung der Beantwortung führt meist zu Spekulationen und Misstrauen, was nicht selten an anderer Stelle dann öffentlich bekundet wird. Das Interesse an der korrekten Antwort wird mit der Zeit eventuell abnehmen. Entweder gibt es alternative Antworten, die von anderen Dialogteilnehmern geäußert werden oder das Interesse am Dialogportal nimmt ab. Die Gefahr ist, dass sich die Teilnehmer nicht direkt beim Adressaten die Informationen holen, sondern auf alternative Informationsquellen ausweichen, die Sie nicht selbst steuern können.
Gehen Sie so transparent wie möglich mit Ihrer derzeitigen Situation um und lassen Sie die Diskussionsteilnehmer wissen, warum derzeit noch keine detaillierte Beantwortung möglich ist und wann Sie auf seine Frage zurückkommen wollen. Bedenken Sie, dass durch die Vielzahl der Akteure die Kommunikation über digitale Dialogportale deutlich schnelllebiger ist als beispielsweise über E-Mail oder Briefverkehr. Es wird eine schnelle Reaktion vom Adressaten erwartet, sonst verliert sich das Vertrauen in das Dialogangebot und somit auch in den Adressaten.
Vergessen Sie nicht, zum geeigneten Zeitpunkt auf das Thema zurückzukommen. Setzen Sie sich Reminder, um in regelmäßigen Abständen zu prüfen, ob Sie die notwenigen Informationen zusammen haben oder der richtige Zeitpunkt zur vollständigen Beantwortung der Frage gekommen ist. Fragen, die zunächst zu einem „unpassenden“ Zeitpunkt gestellt wurden, können später wertvolle Aufhänger werden, um entscheidende Entwicklungen oder Projektfortschritte öffentlich zu erläutern.
Eine transparente Auseinandersetzung auch mit kritischen Fragen spricht generell für den Adressaten und zeugt von Vertrauenswürdigkeit. Kommenden Monat erfahren Sie an dieser Stelle mehr über den Umgang mit provokanten Fragen auf digitalen Dialogportalen.